Moralinstanz Kunst?

Kolloquium GrazMuseum 27. September 2013 Moralinstanz Kunst? Zur Gedenkfunktion von Kunst im öffentlichen Raum nach 1945 in Österreich Kolloquium zu Ehren von Werner Fenz Nach 1945 gingen Österreich und die Bundesrepublik Deutschland in der Bewältigung des während des sogenannten 3. Reiches Geschehenen verschiedene Wege. Während sich die 1948 gegründete Bundesrepublik Deutschland zur Rechtsnachfolgerin des sogenannten 3. Reiches erklärte und damit alle Schuld auf sich nahm, versuchte das 1955 zur Selbständigkeit gelangte Österreich sich mit Hilfe einer Opferrolle aller Verpflichtungen zu entledigen. Das hatte Folgen für die bildende Kunst: Denkmäler z. B. für Holocaustopfer konnten erst sehr spät und dann in der Regel eher infolge des Interesses von Außen errichtet werden. Die KZ-Gedenkstätten sind bis heute weitgehend auf private Initiativen angewiesen. Eine Sonderrolle, die europaweit einzigartig ist, fiel daher der „Kunst im öffentlichen Raum“ zu. Hier konnte in Zwischenformen zwischen temporärer Ausstellung und Denkmalintention Bewältigungsarbeit unternommen werden. Führend auf diesem Gebiet war der Grazer Kunsthistoriker Werner Fenz. Er arbeitete mit internationalen Künstlern zusammen. Am bekanntesten wurde die Aktion „Und Ihr habt doch gesiegt“ mit Hans Haacke. Das Kolloquium nimmt die Beendigung der Tätigkeit von Werner Fenz an der Universität zum Anlass, anhand seines Lebenswerks die besondere Rolle der „Kunst im öffentlichen Raum“ in Österreich zu beleuchten. Zur Sprache kommen neben den verschiedenen Bewältigungsstrategien der deutschsprachigen Länder bzw. des österreichischen Sonderwegs grundsätzlich die Relation zwischen Denkmal und Kunstaktion, die Rolle der Gegenwartskunst als moralischer Instanz und die sozialpolitische Instrumentalisierung von Kunst. Programm: • Johann Konrad Eberlein (KFU Graz): Grußworte, Einführung und Moderation • Monika Jenni-Preihs (Graz): Die Verbindung von Geschichte und Kunst in den Projekten von Werner Fenz • Gerd Brün (Karlsruhe): Permanent oder temporär. Denkmäler für • Opfer des Nationalsozialismus und der Wandel des Denkmalbegriffs • Claus Pressl (Graz): „Gänse vom Feliferhof“ – Staatssymbole als „Kunst im öffentlichen Raum“ • Julia Feldtkeller (Tübingen): Die Idee der Restaurierung und „Kunst im öffentlichen Raum“ • Anselm Wagner (TU Graz): Einführung und Moderation • Laura Gieser (Berlin): Das Denkmal als kommunikativer Prozess: Zu Jochen Gerz‘ Beschreibungen des öffentlichen Raums ausgehend vom Grazer Projekt „63 Jahre Danach“ (2008–2010) • Viola Hildebrand-Schat (Frankfurt am Main): Strategien des Gedenkens im Künstlerbuch • Tibor Szabo (Wien): Schuhe am Donau-Ufer – Memorial-Ebenen zum Holocaust in Ungarn • Martin Krenn (Wien): Das Vergessen erinnern. Zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals • Werner Fenz (Graz): Schlusswort