Vertiefung Wahlmodul AK Architekturkommunikation
Antje Senarclens de Grancy / Waltraud Indrist / Ramona Kraxner
Wie lässt sich die Biographie eines Architekten erfassen, dessen Leben sich zwischen Dwinsk, Graz und Haifa aufspannt? Allein diese drei kulturell und geographisch so verschiedenen Orte spiegeln eine raum-zeitliche Fragmentiertheit wider.
Im Zentrum unserer Auseinandersetzung wird der russisch-österreichisch-israelische Architekt Karl Ilbing stehen. Dieser absolvierte, da er in seinem Herkunftsland wegen seiner jüdischen Herkunft nicht studieren durfte, in Graz sein Architekturstudium und arbeitete anschließend hier an Projekten für Geschäftsgestaltungen und Einfamilienhäuser. Wegen antisemitisch-rassistischer Anfeindungen emigrierte er 1934 noch rechtzeitig nach Haifa in Palästina/Israel, wo er seine Architektentätigkeit weiterführen konnte.
Im ersten Teil recherchieren wir zu den baukulturellen und gesellschaftlichen Kontexten des Architekten in Dwinsk, Graz und Haifa. Dazu werden wir die Möglichkeit haben, mit österreichischen und israelischen Expert:innen und Nachkommen des Architekten selbst diskutieren zu können. Davon ausgehend werden Narrative entwickelt, die wir dann im zweiten Teil visualisieren.
Nachdem Biographien und historische Kontexte nie als Ganzes erforscht und vermittelt werden können – und sie immer bruchstückhaft und fragmentarisch bleiben – werden wir mit dem künstlerischen Mittel der Collage experimentieren. Die Collage bietet dabei die Möglichkeit, „Realitätspartikel“ miteinander in Beziehung zu setzen, (scheinbar) Nichtzusammengehörendes und Widersprüchliches zu integrieren und komplexe Inhalte fassbar zu machen.