Das Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz wurde 1967 als Lehrkanzel und Institut für Kunstgeschichte gegründet und bis 1989 von dem Theaterwissenschaftler und Architekturkritiker Sokratis Dimitriou geleitet. Bis dahin war das Fach Kunstgeschichte an der damaligen Technischen Hochschule Graz nur von externen Lehrbeauftragten (1872-99 allerdings vom hiesigen Professor für Geodäsie Josef Wastler) vertreten worden. Mit Büchern, die von anderen Instituten abgestoßen worden waren, und veralteten Großdias startete man die Lehrtätigkeit. Im Laufe der Jahre wuchs die Bibliothek mit Beständen zur Kunst- und Architekturgeschichte seit der Antike zu beachtlicher Größe an.

Ein Jahr nach Gründung erhielt das Institut Räumlichkeiten im gerade fertig gestellten Neubau in der Technikerstraße. Die Lehre bestand damals in einem mehrsemestrigem Vorlesungszyklus zur Kunstgeschichte von der Antike bis hin zur Moderne. Nach der Emeritierung Dimitrious‘ folgte die Kunsthistorikerin Karin Wilhelm als Professorin und Vorstand und setzte rund ein Jahrzehnt lang den Fokus auf die Architektur und Kunst der Moderne. Auf ihre Initiative geht auch die Öffnung der Lehre in Richtung Kulturwissenschaften zurück, die sich 2003 in einer erweiterten Institutsbezeichnung niederschlug.

Es folgten einige Jahre mit oftmaligem Vorstandswechsel, in denen jedoch die Lehre fortgeführt und internationale Symposien veranstaltet wurden. Nach der Kulturwissenschaftlerin Susanne Hauser, die sich mit der Theorie des Entwerfens beschäftigte, übernahm interimistisch der Künstler und Vorstand des Instituts für Zeitgenössische Kunst Hans Kupelwieser die Leitung. Ihm folgte der Architekturtheoretiker Ullrich Schwarz, der parallel zu seiner Tätigkeit in Graz Geschäftsführer der Hamburgischen Architektenkammer war. In dieser Zeit erfolgte eine nochmalige Umbenennung durch Hinzufügung der Architekturtheorie als neuem Institutsschwerpunkt. Mit Schwarz kam auch die Redaktion der Fakultätszeitschrift GAM (Graz Architecture Magazine) ans Institut, das von hier bis 2018 maßgeblich betreut wurde. Auf den Medien- und Kulturwissenschaftler Daniel Gethmann, der das Institut 2009/10 interimistisch leitete und noch heute an diesem tätig ist (u.a. als Leiter eines Forschungsprojektes zum Architekten Ferdinand Schuster), folgte im März 2010 der Kunsthistoriker Anselm Wagner, der seither den Fokus auf zeitgenössische Architekturtheorie und kulturwissenschaftliche Fragestellungen setzt.

Zum Aufbau einer Fakultätsbibliothek für Architektur wurde 2009 der institutseigene Bibliotheksbestand der Hauptbibliothek übergeben und die umfangreiche Diasammlung des Institutes 2013 vom Archiv der TU Graz übernommen. Seit 2012 erscheint im Berliner Jovis-Verlag die von Anselm Wagner herausgegebene Buchreihe „architektur + analyse“, in der aktuelle Forschungsergebnisse und Symposiumsberichte des Instituts veröffentlicht werden. Wagner leitete bzw. leitet auch die FWF-Forschungsprojekte „The Sun Houses of Konrad Frey“ (2016-19) und „Buddhist Architecture in the Western Himalayas: Architectural Research in Dolpo/Nepal“ (2018-21); letzterer Forschungsschwerpunkt war 2007 von Holger Neuwirth an das Institut gebracht worden.

Bezeichnungen des Instituts

  • 1967–1975 Lehrkanzel und Institut für Kunstgeschichte
  • 1975–2004 Institut für Kunstgeschichte
  • 2003–2007 Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
  • seit 2007 Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften  

 

Professorinnen und Professoren

 

Sokratis Dimitriou

Sokratis Dimitriou // 1967–1989 / Geboren 1919 in Detmold, studierte Theaterwissenschaft, Architektur und Kunstgeschichte in Wien und München, Promotion 1949. Danach Publizist und Redakteur u.a. bei den Architekturzeitschriften „Der Aufbau“ und „Bau“, Mitarbeiter und Redakteur der Forschungsgesellschaft für den Wohnungsbau. Zunächst Lehrbeauftragter an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, ab 1967 Leiter des Instituts für Kunstgeschichte der TH Graz, 1983–1987 Dekan der Fakultät für Architektur. Als Mitbegründer und Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) sowie des Grazer Hauses der Architektur (HDA) Einsatz für eine qualitativ hochwertige Gegenwartsarchitektur, Kurator der Ausstellung „Architekturvision“ im und um den Grazer Schlossberg“ im Rahmen des steirischen herbstes (1984). Mitglied der Grazer Altstadtsachverständigenkommission und Vorstandsmitglied des Internationalen Städteforum Graz. Publikationen u.a.: Griechenland. Landschaft und Kunst (1961), (Hg.) Stadterweiterung von Graz. Gründerzeit (1979). 1999 in Graz verstorben.

 

Karin-Wilhelm

Karin Wilhelm // 1991–2002 / Geboren 1947 in Zeven, studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Soziologie in Hamburg, Heidelberg, München und Berlin. Doktoratsstudium in Berlin und Marburg a.d. Lahn, 1981 Promotion bei Heinrich Klotz. Lehrtätigkeiten an der Hochschule (heute Universität) der Künste in Berlin, an der Gesamthochschule Kassel und der Universität Oldenburg. 1991 Berufung an die TU Graz, 2000-2001 Dekanin der Fakultät für Architektur. 1995–1999 im Vorstand des HDA Graz, 1998–2001 Vizepräsidentin des Internationalen Städteforum Graz. 2001 an die Technische Universität Braunschweig als Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt berufen und dort bis zur Emeritierung 2012 tätig. Publikationen u.a.: Walter Gropius – Industriearchitekt, (1983), (Hg.) Kunst als Revolte? – Von der Fähigkeit der Künste, Nein zu sagen (1996), (Mithg.) Formationen der Stadt. Camillo Sitte weitergelesen (2006), (Mithg.) Neue Städte für einen neuen Staat. Die städtebauliche Erfindung des neuen Israel und der Wiederaufbau in der BRD (2013).

 

Susanne-Hauser

Susanne Hauser // 2004–2006 / Geboren 1957 in Mönchengladbach, studierte Geschichte, Linguistik, Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Bonn, Freiburg und Berlin, Promotion 1989 zum historischen Blick auf die Stadt an der Technischen Universität Berlin, Habilitation 1999 mit einer Arbeit zur Ästhetik und Gestaltung aufgegebener Industrieareale in Westeuropa und den USA. Lehrtätigkeiten an verschiedenen Universitäten, ab 2004 Professorin an unserem Institut. Seit 2006 als Professorin für Kunst- und Kulturgeschichte im Studiengang Architektur, UdK Berlin, seit 2007 geschäftsführende Direktorin des Instituts für Geschichte und Theorie der Gestaltung, UdK Berlin. Publikationen u.a.: Metamorphosen des Abfalls. Konzepte für alte Industrieareale 
(2001), (Mithg.) Kulturtechnik Entwerfen. Praktiken, Konzepte und Medien in Architektur und Design Science 
(2009), (Mithg.) Architekturwissen. Grundlagentexte aus den Kulturwissenschaften 
(2 Bde.) 2011/2013.  

 

Ullrich-Schwarz

Ullrich Schwarz // 2007–2008 / Geboren 1950, studierte 1969–1975 Germanistik und Soziologie an der Universität Hamburg, Promotion mit einer Dissertation zum Begriff der ästhetischen Erfahrung bei Adorno, Benjamin und Mukarovsky. Ab 1984 Geschäftsführer der Hamburgischen Architektenkammer, 1992–1998 Gastprofessor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg im Bereich Architekturtheorie. 2004 Berufung an den neu gegründeten Lehrstuhl für Architekturtheorie an der TU Graz und Leiter des Instituts für Architekturtheorie und Baukunst, 2007 Wechsel an unser Institut. 2008 bis zu seiner Pensionierung 2015 Professor für Architekturtheorie an der HafenCity Universität Hamburg, seit 2003 Vorsitzender des Fördervereins Bundesstiftung Baukultur. Publikationen u.a.: (Hg.) Peter Eisenman: Aura und Exzeß. Zur Überwindung der Metaphysik der Architektur (1995), (Hg.) Neue Deutsche Architektur. Eine Reflexive Moderne (2002), (Hg.) Christian Frederik Hansen und die Architektur um 1800 (2003).

 

wagnerAnselm Wagner // seit 2010 / 1965 in Salzburg geboren. Studium der Kunstgeschichte, Philosophie und Klassischen Archäologie an den Universitäten von Salzburg und München. Diplomarbeit zur romanischen Architektur in Südtirol (1991), Dissertation zur Geschichte des Salzburger Kunstvereins (2002). Ab 1988 Tätigkeit als freier Kunstkritiker und Ausstellungskurator. 1992-96 Mitbegründer und Geschäftsführer der Galerie 5020 in Salzburg. Redakteur der Kunstzeitschriften frame, Wien (2000-02) und spike, Wien (2004-06). Ab 1996 diverse Lehraufträge an der Universität für angewandte Kunst Wien, der Universität Mozarteum Salzburg, der Universität Wien, der Universität Graz und der Katholischen Privatuniversität Linz. Universitätsassistent an der TU Wien (1997-98), der Akademie der bildenden Künste Wien (2002-03) und der TU Graz (2004-08). Research Fellow am Clark Art Institute Williamstown, Massachusetts (2004). Gastprofessuren an der TU Wien (2002-03), der TU Graz (2008) und der University of Minnesota, Minneapolis (2009). Seit 1. März 2010 Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz. Mitglied der Grazer Altstadt-Sachverständigenkommission, Koordinator von KUWI Graz, stv. Studiendekan.

 

AssistentInnen seit 1967

  • Ingrid Böck (2008-2012)
  • Friedrich Bouvier (1973-1985)
  • Franz Georg Colimprain (1977-1979)
  • Wolfdieter Dreibholz (1968-1973)
  • Petra Eckhard (2011-2018)
  • Brigitte Franzen (2002-2005)
  • Daniel Gethmann (seit 2004)
  • Rachel Győrffy (seit 2021)
  • Gert Hasenhütl (2008-2010)
  • Gerd Hlawka (1979-2010)
  • Waltraud P. Indrist (seit 2018)
  • Ana Jeinic (2010-2015)
  • Hildegard Kolleritsch (1977-1980)
  • Thomas Kompacher (1982-1992)
  • Gregor Langenbrinck (1994-2002)
  • Irene Nierhaus (1992-1996)
  • Thomas Oppolzer (1974)
  • Antje Senarclens de Grancy (seit 2010)
  • Gerd Sonnek (1968-1970)
  • Gertraud Strempfl (1996-2003)
  • Anselm Wagner (2004-2008)
  • Sophia Walk (seit 2015)
  • Elfriede Wiltschnigg (2004-2008)