Symposium Klangmaschinen zwischen Experiment und Medientechnik

Internationales ExpertInnen-Symposium KLANGMASCHINEN ZWISCHEN EXPERIMENT UND MEDIENTECHNIK in Kooperation mit dem Institut für Architekturtheorie, Kunst- und Kulturwissenschaften der TU Graz

Neue Prinzipien und Phänomene der Klangerzeugung sind seit dem 18. Jahrhundert als Nebeneffekte von Laborexperimenten aus dem Bereich der Naturwissenschaften häufig fast beiläufg entdeckt und zu musikalischen Instrumenten weiter entwickelt worden. Aus den experimentellen Wissenschaften bildet sich somit ein Entstehungsherd akustischer Medientechniken, Apparaturen und Musikinstrumente, dessen Innovationen für die elektroakustische Ästhetik des 20. Jahrhunderts von zentraler Bedeutung sind.

Angesichts des Austauschs zwischen Experimentalanordnungen und musikalischen Instrumenten tritt deren technischapparativer Aspekt in den Vordergrund, sobald sich die Forschung nach der Entdeckung der akustischen Effekte auch in ersten Klangmaschinen konkretisiert, die aus Laborphänomenen neue Formen der akustischen Kunst erzeugen und gleichzeitig erkennen lassen, dass ihr Potential damit noch längst nicht ausgeschöpft ist.

Die Konferenz fragt nach den konzeptionellen und wissenschaftshistorischen Kontexten von Klangmaschinen im Übergang vom physikalisch-physiologischen Experiment in die Medientechnik sowohl in technischer wie in ästhetischer Hinsicht: Klangmaschinen bilden nicht nur die technische Bedingung einer neuen musikalischen Ästhetik, sondern erzeugen ebenfalls einen inspirierenden Entstehungsherd vielfältiger medialer Innovationen, der oft über Jahrzehnte wirksam bleibt und neue Schnittstellen zur Experimentalkultur ausbildet.

In dieser Hinsicht führen die kulturellen Praktiken der Aneignung und Zweckentfremdung, des Bastelns und Experimentierens mit Schalleffekten, mit denen die Entwicklung der Klangmaschinen untrennbar verbunden ist, zu einer Durchlässigkeit traditioneller Fächergrenzen und erzeugen einen transitorischen Raum zwischen Wissenschafts-, Musik- und Mediengeschichte, in dem zentrale Begriffe des akustischen, musikalischen und medialen Wissens gemeinsam zur Disposition stehen und neu gefasst werden.

 

Vortragende:

• Daniel Gethmann (IAKK, Graz): Einführung

• Andrei Smirnov (Moskau): The Archaeology of Graphical Sound. Russia 1929-1939 and beyond

• Wolfgang Hagen (Berlin): Busonis Irrtum: Thadeus Cahills Telefon-Telharmonium von 1906

• Peter Donhauser (Wien): Österreichische Pioniere der „Elektrischen Musik“

• Helmut Jäger und Gerhard Kasper (Graz): Otto Nussbaumers Übertragung von Musik mit einem Funkensender 1904

• Julia Kursell (Berlin): Stimmgabeln, Resonatoren, Oszillatoren: Zur Produktion von Sinustönen im 19.Jahrhundert

• Myles Jackson (New York): From Acoustical Instruments to Instruments of Performance: The Tuning Fork, Siren, and Metronome

• Mara Mills (Philadelphia): The Artifcial Larynx and the Vocoder

• Elena Ungeheuer (Berlin/Graz): Von der Pragmatik zur Ästhetik oder: Wie konnte der Vocoder Musikgeschichte schreiben?

• Axel Volmar (Siegen): Akustischer Raum aus der Dose? Zur Medien- und Wissensgeschichte der Raumakustik und frühen Hallgeräte

• Roland Wittje (Regensburg): Schallgeber zwischen Krieg und Frieden: U-Bootkrieg und Lautsprecherentwicklung

• Ute Holl (Weimar): Der Sound des Feed-Back: Klang-Körper-Maschinen in Variations V [John Cage und Merce Cunningham]